Vor allem nach dem Winter hat sich der Boden unter der Rasenfläche oft so verdichtet, dass dem Rasen im wahrsten Sinne des Wortes die Luft zum Atmen fehlt. Moos und Pilzkrankheiten machen sich breit, das Wasser fließt nicht mehr ab und es bilden sich Pfützen auf dem Rasen. In diesen Fällen ist es hilfreich, den Rasen zu belüften, sprich zu aerifizieren, und ihm wieder zu genügend Sauerstoff zu verhelfen.
Inhaltsverzeichnis
Warum aerifizieren?
Ein gesunder Rasen benötigt Bodenporen, also kleine Hohlräume, damit Luft und Wasser zirkulieren können. Nur so kann der Rasen wichtige Nährstoffe und auch Rasendünger gut aufnehmen. Durch ungünstige Witterungsbedingungen und häufiges Betreten des Rasens wird der Boden jedoch zusammengepresst und verdichtet.
Bei verdichtetem Boden gehen besonders die Grob- und Mittelporen zurück. Dies stört den Luft- und Wasserhaushalt des Bodens. Die Folgen: Da das Wasser nicht mehr gut ablaufen kann, es bildet sich Staunässe und Moos oder Unkraut wie Breitwegerich (Plantago major) können sich ungehindert ausbreiten. Wenn nicht genug Sauerstoff im Boden ist, sind wichtige Mikroorganismen weniger aktiv und das Wurzelwachstum verschlechtert sich. Häufig ist dies an einem modrigen Geruch erkennbar. Diese Bodenverdichtung kommt bei allen Bodentypen vor, die Folgen sind jedoch bei lehmigem Boden verheerend. Wenn der Rasen diese Anzeichen aufweist oder schlecht wächst, kann Aerifizieren helfen, wobei kleine Löcher zum Belüften in den Rasen gebohrt werden.
5 gute Gründe fürs Aerifizieren:
- fördert Rasenwachstum durch besseren Gasaustausch und schnellere Erwärmung des Bodens
- höhere Belastbarkeit und Widerstandsfähigkeit des Rasens
- begünstigt Abbau von Rasenfilz
- fördert Wurzelwachstum durch verbesserte Aufnahme von Nährstoffen
- unterstützt wichtige mikrobielle Bodenlebewesen
Das Aerifizieren lockert den Boden und unterstützt die Bildung neuer Grob- und Mittelporen für verbesserte Luftzirkulation und Wasseraufnahmefähigkeit. Somit führt das Belüften des Bodens zu einer besseren Rasenqualität.
Wann aerifizieren?
Ist der Boden verdichtet, hilft das Aerifizieren. Bei wenig genutzten Rasenflächen reicht die Belüftung einmal alle drei bis fünf Jahre, bei einem stärker beanspruchten Rasen empfiehlt es sich innerhalb eines Jahres einmal im Frühjahr und einmal im Herbst und nicht häufiger als alle zwei bis drei Monate. Am besten eignet sich ein Zeitpunkt während der Vegetationszeit zwischen Ende März und Anfang Oktober, wenn es nicht zu heiß ist. Der Boden sollte konstant mindestens 10°C erreicht haben und es sollten im Anschluss an das Aerifizieren keine langanhaltenden Trockenperioden zu erwarten sein. Am besten ist die Frühjahrsdüngung des Rasens schon erfolgt. Der Rasen sollte erdfeucht, also weder trocken noch nass, sein.
Wer sich nicht sicher ist, ob der Boden aerifiziert werden muss, der kann die Festigkeit des Bodens mittels eines Penetrometers messen lassen. Die meisten großen Gärtnereien und Garten- und Landschaftsbauer besitzen ein solches oder andere Geräte und können die Messung leicht vornehmen.
Aerifizieren oder Vertikutieren?
Aerifizieren wird oft mit Vertikutieren gleichgesetzt oder verwechselt, es handelt sich dabei jedoch um zwei völlig unterschiedliche Maßnahmen, die mit unterschiedlichen Geräten durchgeführt werden. Während bei Vertikutieren nur die obersten Millimeter des Bodens angeritzt werden, um den Rasen von Rasenfilz und Moos zu befreien, werden beim Aerifizieren bis zu 10 Zentimeter tiefe Löcher in den Boden gebohrt, um das Erdreich mit Sauerstoff zu versorgen und die Wasseraufnahmefähigkeit des Rasens zu verbessern. Deshalb kann das eine nicht das andere ersetzen. Vielmehr ergänzen sich beide Maßnahmen gegenseitig: Das Vertikutieren allein reicht langfristig nicht gegen Unkraut aus, da die Ausbreitung von Unkraut meist an schlechter Belüftung liegt und Moos auf feuchten Böden gut wächst. Gegen schlechte Belüftung und Staunässe hilft das Aerifizieren, welches wiederum auf einem frisch vertikutierten Rasen besser funktioniert. Deshalb empfiehlt es sich beide Maßnahmen regelmäßig durchzuführen.
Das richtige Gerät
Noch bis vor wenigen Jahren war das Aerifizieren Golfrasen, Rasensportplätzen und ähnlichen großen Rasenflächen vorbehalten und spielte im heimischen Garten keine Rolle. Da die Geräte dazu, die Aeratoren, sehr teuer waren, kamen sie fast ausschließlich im Garten- und Landschaftsbau zum Einsatz und fanden kaum Verwendung in Privathand. Das hat sich in den letzten Jahren geändert und es gibt in Baumärkten preisgünstigere Hilfsmittel.
Einige Geräte haben massive Stacheln, sogenannten Vollspoons. Deren Nachteil ist, dass sie die Erde nur zusammendrücken und so im schlimmsten Fall sogar zu einer weiteren Verdichtung des Bodens beitragen. Andere Geräte jedoch verfügen über sogenannte Hohlspoons, konisch zulaufende Stacheln, die das Bodenmaterial ausstechen und den Aushub entweder in einer Wanne sammeln oder auf den Rasen fallen lassen. Wird der Aushub nicht vom Gerät selbst gesammelt, muss er nach dem Aerifizieren abgeharkt und auf dem Kompost entsorgt werden. Diese Methode ist arbeitsintensiver, aber bei stark verdichteten oder lehmigen Böden auch besser geeignet.
Einige Geräte lassen sich per Hand bedienen, wie Aerifiziergabeln oder Aerifizierwalzen. Dies kann bei großen Flächen jedoch sehr anstrengend werden. Eine Motorisierte Aerifizierwalze (Aerator) erfordert einen geringeren Kraftaufwand. Diese Geräte haben mit Stacheln bestückte Walzen, die etwa 5 bis 10 Zentimeter in das Erdreich eindringen und bis zu 2,5 Zentimeter große Löcher bilden. Diese Geräte haben einen Anschaffungswert von 3.500,- € und mehr, doch es gibt auch ganz einfache Gartenwalzen oder Shuhe mit Stacheln, die bereits für etwa 20,- € zu haben sind. Wer sich kein neues Gerät anschaffen möchte, kann bei kleineren Flächen auch mit der Grabegabel in regelmäßigen Abständen in den Rasen einstechen. Jedoch verdichtet diese Methode den Boden um die Löcher herum.
Wer den Rasen effektiv belüften möchte, sollte sich jedoch entweder einen etwas teureren Hand-Aerifizierer mit hohlen Spoons anschaffen oder sich die mitunter anstrengende Arbeit sparen und sich für ein oder zwei Tage einen benzinbetriebenen Aerator ausleihen, mit dem die Arbeit schnell und einfach von der Hand geht.
Profi-Tipp:
Für große Gärten gibt es in vielen Baumärkten und Gartencentern motorbetriebene Aerifizierer tageweise zu leihen.
Rasen belüften – So wird’s gemacht
Wenn der Aerifizierer bereit steht, kann es losgehen. Das Aerifizieren mit einem handbetriebenen Aerifizierer lohnt sich für eine Fläche bis zu 200 m². Bei größeren Flächen empfiehlt sich ein benzinbetriebenes Gerät.
Anleitung zum Aerifizieren mit einem handbetriebenen Gerät
- Rasen tief mähen, idealerweise zusätzlich vertikutieren und lose Pflanzenreste mit einer Harke entfernen
- Löcher im Abstand von 10-15 cm/ bis 200 Löcher pro Quadratmeter einstanzen, rückwärts arbeiten, um den Auswurf nicht plattzutreten
- Auswurf nach dem Aerifizieren entfernen
- Drainage: dazu Quarzsand (Körnung 0 bis 1mm, ca. 200kg pro 100 m²) dünn ausstreuen und einfegen
- Rasenfläche wässern
Anleitung zum maschinellen Aerifizieren:
- Rasen mähen und wenn möglich vertikutieren
- In geraden Reihen die Maschine über den Rasen bewegen, nicht stehen bleiben, da dies den Rasen strapaziert
- Auswurf nach dem Aerifizieren entfernen
- Rasen sanden (wie beim Aerifizieren per Hand)
- Rasenfläche wässern
Nach dem Aerifizieren sollte der Rasen mit einem Topdressing behandelt werden. Das Sanden sorgt somit für eine langfristige Drainage. Zusätzlich kann das Bodenleben mit einem Bodenaktivator oder Kompost gefördert werden.
Auch wenn das Aerifizieren recht arbeitsaufwändig ist, lohnt es sich vor allem bei verdichteten und zu Staunässe neigenden Böden. Die Bildung von Moos und Pilzkrankheiten wird durch den durchlässigeren Boden deutlich abnehmen und der Rasen wird wesentlich dichter und schöner nachwachsen.
Profi-Tipp:
Düngen hilft dem Rasen nach dem Aerifizieren, eventuelle kahle Stellen zu schließen, bei großen Lücken empfiehlt sich eine Nachsaat.